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© Giacomo Pompanin

Historisches zum Wanderweg an der Dolomitenfront

Der derzeitige Parkplatz der Seilbahn Lagazuoi war während des Ersten Weltkriegs Niemandsland. Die österreichischen Schützengräben der Vonbank-Stellung versperrten den Durchgang zwischen den westlichen Hängen des Lagazuoi und des Hexensteins (Sasso di Stria) und verhinderten die Zufahrt ins Gadertal (Val Badia). Die italienischen Schützengräben erstreckten sich vom Osthang des Lagazuoi und der Hütte Col Gallina, und von hier bis auf den Gipfel des Col Gallina. Spähtrupps der italienischen und österreichisch-ungarischen Aufklärer patrouillierten in mondlosen Nächten dieses Gebiet, um die gegnerische Verteidigung zu erkunden und, wann immer möglich, die Stacheldrähte zu beschädigen oder zu neutralisieren, die in drei Reihen vor den Gräben verlegt wurde. Im Winter war diese Aktivität besonders schwierig und gefährlich, denn im weißen Schnee und im Mondschein hatte der Gegner beste Sicht.
Der Wanderweg Nr. 401 kreuzt den italienischen Schützengraben, der vom italienischen Panzerturm am Fuße des Lagazuoi beginnt und im Zickzack unter den italienischen Posten der Öllacherstellung bergauf führt. Diese Stellungen waren vor dem Beschuss der auf dem Sasso di Stria positionierten österreichischen Artillerie geschützt und daher relativ sicher. Hier beginnt der Wanderweg, der zum italienischen Minenstollen führt. Der Weg Nr. 401 verläuft entlang des Truppenlagers. Noch heute sind die Reste der Gebäude sichtbar, in denen die italienischen Soldaten lebten.
Die Stellung war gut geschützt, nur in Richtung Bergjoch Forcella Travenanzes waren die Soldaten dem österreichischen Maschinengewehrfeuer vom Großen Lagazuoi und vom Bergjoch Forcella Lagazuoi ausgesetzt. Um das Bergjoch Forcella Travenanzes zu erreichen, quert man wiederum das Niemandsland. Dieser Streckenabschnitt lag direkt in der Schusslinie der italienischen Maschinengewehre auf Col dei Bos (die Schießscharten im Fels sind gut zu erkennen) und auf der Öllacher Stellung, aber auch von der österreichischen Artillerie am Bergkamm „Muraglia Rocciosa“, auf der Lagazuoi-Scharte und auf dem Großen Lagazuoi. Die Scharte Forcella Travenanzes wurde von einem Schützengraben aus verteidigt, der heute nicht mehr besteht. Der auf den Lagazuoi führende Wanderweg quert die Hänge des Großen Lagazuoi. Und eben auf diesem Weg transportierten die österreichisch-ungarischen Soldaten Munition und Nahrungsmittel zu den Stellungen in Val Travenanzes, am Castelletto und auf der Scharte Forcella Fontana Negra. Der Materialtransport war hier sehr gefährlich. Die Träger gingen diesen Weg nachts und in kompletter Stille und wurden oft von Leuchtraketen beleuchtet und vom Feind ins Visier genommen. An der Front benötigte jeder Soldat etwa 70 kg Material pro Tag. Der Oberbegriff Material umfasste Munition, Nahrung, Wasser, Baustoffe und alles notwendige, um im Hochgebirge zu überleben, weshalb die Träger diesen Weg gehen mussten. 
Die Lagazuoi-Scharte wurde von drei Reihen Stacheldraht und von einem Schützengraben verteidigt. Dieser reichte vom Bergkamm „Muraglia Rocciosa“ bis zum Großen Lagazuoi und lehnte sich an einen Felsvorsprung, der Schiffsbug genannt wurde. Hier kann man noch die Schießscharten der österreichisch-ungarischen Stellungen sehen. Der Bergkamm „Muraglia Rocciosa“ war ein unüberwindbares Hindernis für die italienischen Soldaten, die den Angriff von der Öllacher Stellung und vom Niemandsland aus versuchten, wo sich heute die Skipiste befindet. Diese Stellung wurde mittels einer langen Materialseilbahn beliefert. Die Talstation war Capanna Alpina und sie fuhr an der Scottoni-Hütte vorbei.
Der Wanderweg Nr. 402 schlängelt sich an den österreichischen Stellungen des Bergkamms „Muraglia Rocciosa“ vorbei. Es handelt sich hierbei um eine Reihe von in den Fels gehauenen Stellungen mit Schießscharten für Maschinengewehre, die auf Öllacher Stellung und auf Col dei Bos zielte. Neben den Stellungen sind die Reste der österreichischen Baracken zu sehen. Diese wurden in Nischen realisiert, die vorab in den Fels gehauen worden waren, um sich besser vor den Schrapnel der italienischen 75 mm-Kanonen zu schützen. Die Verteidigungslinie führte hinauf bis zum Ende des Bergkamms "Muraglia Rocciosa", wo heute die Stellung FW4 mit dem Maschinengewehr (Feldwache 4) zu sehen ist und bog dann gen Westen ab, wo sich heute die Seilbahn und die Hütte Rifugio Lagazuoi befinden. Von hier aus erreichte die Verteidigungslinie den Gipfel des Lagazuoi und verband sich mit dem Kaiserjägersteig.