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© Riccardo Selvatico

Gute Nacht, Gletscher
Ausstellung des Projekts Ice Memory

Ein internationaler Wettlauf mit der Zeit

Lagazuoi EXPO Dolomiti eröffnet die Wintersaison mit einer Ausstellung des Projekts „Ice Memory" in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Universität Ca’ Foscari in Venedig und dem Nationalen Forschungsrat Istituto Scienze Polari CNR.

Die Hauptakteure von „Gute Nacht, Gletscher" sind die internationalen Forscher, die seit 2015 Bohrkerne aus den Tiefen der Gletscher entnehmen, um sie vor den Auswirkungen der globalen Erwärmung zu retten und diese in der Antarktis lagern, um ein einzigartiges Datenarchiv über die Vergangenheit des Planeten verwahren.


Cortina d'Ampezzo, am 14. Dezember 2023_Unsere Geschichte ist ins Eis geschrieben. Im Herzen der Dolomiten führt die Lagazuoi EXPO Dolomiti die Besucher direkt in ein extremes Umfeld, ans Ende der Welt: ins "Innere" der Gletscher. Ab dem 23. Dezember wird im Ausstellungszentrum in der Bergstation der Lagazuoi-Seilbahn auf 2.732 Metern Höhe die Ausstellung „Ice Memory" eröffnet, ein von der UNESCO unterstütztes Projekt. „Gute Nacht, Gletscher" ist eine Erzählung, die ihren Ursprung in der fernen Vergangenheit hat und uns dazu anregt, uns vorzustellen, wie die Zukunft aussehen wird.


© Riccardo Selvatico

Die globale Erwärmung gefährdet die Gletscher, die unersetzliche klimatische Informationen über die Geschichte des Klimas und der Umwelt enthalten. Ein Vermächtnis, das es uns einerseits ermöglicht, die nahe und ferne Vergangenheit unseres Planeten zu erforschen, und andererseits unsere Fähigkeit zu steigern, die künftigen Folgen des Klimawandels vorherzusagen und uns so bei unseren Entscheidungen zu lenken. Aus diesem Grund wurde 2015 das Projekt Ice Memory ins Leben gerufen, an dem mehrere internationale Teams beteiligt sind, darunter auch das italienische Team unter der Leitung von Carlo Barbante, Direktor des Instituts für Polarwissenschaften des CNR und Professor an der Universität Ca' Foscari in Venedig.

Wissenschaftler entnehmen in den Alpen und an anderen Orten der Erde Eisbohrproben, Zylinder mit einem Durchmesser von 10 Zentimetern, die so tief wie die jeweiligen Gletscher sind. Dank dieser Proben ist es möglich, die natürliche Klimaschwankungen nachzuvollziehen, bevor Industrieemissionen und Treibhausgase einen beschleunigten Anstieg der globalen Temperaturen auslösen. Die Analyse der Bohrkerne ermöglicht es zu verstehen, wie die Erde auf diese Phänomene reagiert: eine Information, die von grundlegender Bedeutung ist, wenn es darum geht zu entscheiden, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um die durch den Klimawandel verursachten Schäden einzudämmen.
Diese Eisproben werden dann in ein abgelegenes Gebiet der Antarktis gebracht und dort in der gesicherten Kälte einer Eishöhle eingelagert. Hier wird ein Archiv angelegt, das in den kommenden Jahrzehnten von künftigen Generationen von Wissenschaftlern mit Instrumenten, die wir noch nicht kennen, auf unbegrenzte Zeit ausgewertet werden kann.
Es ist ein Geschenk der Forscher von heute an die Forscher der Zukunft.
 

Gute Nacht, Gletscher: die Gestaltung der Ausstellung auf der Lagazuoi EXPO Dolomiti

Wer sich auf den Lagazuoi begibt, wird eingeladen, sich auf Zehenspitzen in eine faszinierende, aber wenig bekannte Umgebung zu begeben. Die von Erica Villa und Enrico Costa kuratierte Ausstellung ist mit einem Online-Katalog in italienischer, englischer und deutscher Sprache kombiniert, der über einen QR-Code heruntergeladen werden kann und es den Besuchern ermöglicht, die behandelten Themen zu vertiefen.

Im ersten Ausstellungsraum werden Videos gezeigt, die den wissenschaftlichen Missionen von Ice Memory gewidmet sind und vom Fotografen und Videomacher Riccardo Selvatico vor Ort aufgenommen wurden: Das Licht ist dämmrig, die Szenografie ist immersiv, und auf den vier Wänden erscheinen grenzenlose Panoramen und Eisflächen von großer visueller Wirkung, kombiniert mit einem kurzen poetischen Text. Man lauscht den Geräuschen der schmelzenden Gletscher: Geflüster, Gegurgel, Gemurmel und Geticke, aufgenommen mit speziellen Mikrofonen direkt vom Morteratschgletscher in der Schweiz und vom Künstler Ludwig Berger bearbeitet. Ein einhüllender Soundteppich, der eine intime Verbindung mit der Umwelt vermittelt.

Der zweite Raum ist zwei parallelen Projekten gewidmet, die durch eine starke thematische Ähnlichkeit verbunden sind: Ice Memory und Memoria dei Ghiacci: Letzteres ist eine vom Ministerium für Universität und Forschung kofinanzierte und von der Stiftung der Universität Ca' Foscari in Venedig geleitete Informationsinitiative. Zum einen erfahren wir durch Videos und Interviews, wie die Forscher von Ice Memory arbeiten, und hören die Geschichte ihrer Missionen auf den Alpengletschern und auf Svalbard in der Arktis (Missionen, die vom Ministerium für Universität und Forschung finanziert wurden). Andererseits können wir dank Memoria dei Ghiacci eine der offensichtlichsten Folgen der globalen Erwärmung beobachten: den Rückzug der Gletscher, der in einem beeindruckenden Tempo voranschreitet.

Eine Reihe von Projektionen zeigt das „Vorher" und das „Nachher". Dieser Vergleich wird auch dank der Website und der App Memoria dei Ghiacci ermöglicht, die Daten und Bilder zu den wichtigsten Alpengletschern präsentieren und jedem die Möglichkeit bieten, zur Beobachtung beizutragen, indem er seine eigenen Fotos an das Forschungsteam schickt.

Das absolute Highlight des dritten Ausstellungsraums - und Symbol der gesamten Ausstellung - ist ein echter Eisbohrkern, der an einem der Projektorte entnommen wurde und bereit für den Transport in die Antarktis ist. In einer Gefriertruhe aufbewahrt, enthüllt er dem Publikum seine Geheimnisse wie ein Buch, Schicht für Schicht. In diesem Raum befindet sich auch eine Schaufensterpuppe in Originalbekleidung aus dem Projekt Ice Memory, die von Karpos und Aku für die Forscher angefertigt wurde und speziell für extreme Klimazonen geeignet ist. Schließlich werden Daten über die Marmolata, einen der symbolträchtigsten Berge der Dolomiten, der direkt vom Lagazuoi aus zu sehen ist, in einer eindrucksvollen Grafik aufbereitet. Ihr Gletscher, der sowohl im Sommer als auch im Winter ein beliebtes Ziel für Touristen ist, hat sich in nur 25 Jahren halbiert und wird vermutlich in kurzer Zeit entschwinden.

Die ganze Ausstellung ist eine Einladung, eine ungewöhnliche, aber für unsere Zukunft äußerst wertvolle Umwelt zu erkunden, indem wir die wissenschaftliche Forschung unterstützen. Ein größeres kollektives Bewusstsein ist der notwendige Ausgangspunkt für den Versuch, den Kurs umzukehren.

Eintritt frei!
 

Hier geht's zum Online-Katalog  >>>>>


Lagazuoi EXPO Dolomiti_Im Jahr 2018 wurde die Bergstation der Seilbahn Lagazuoi auf 2732 Metern Höhe in eine Kunstgalerie, ein Hightech-Ausstellungszentrum und ein Ideenlabor für die Bergwelt sowie in ein Modell für einen sanften und nachhaltigen Tourismus verwandelt. Lagazuoi EXPO Dolomiti ist ein Ort der kulturellen Aufwertung, der auch kuratorische Inhalte hervorbringt, wie z.B. die Lagazuoi Winning Ideas Mountain Awards, ein Wettbewerb, der Materialien, Technologien, Apps und High-Tech-Lösungen im Zusammenhang mit dem Hochgebirge ins Rampenlicht rückt, sowie den Lagazuoi Photo Award, der darauf abzielt, eine originelle Bildsprache über die Bergwelt hervorzubringen. Das barrierefreie und energieunabhängige Gebäude beherbergt Ausstellungsräume, einen Saal für Veranstaltungen und Tagungen sowie eine Bar mit Terrasse und ist somit ein idealer Ort für die Durchführung von Veranstaltungen.